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Pflichtteil Auskunftsanspruch

Auskunftsanspruch des Pflichtteilsberechtigten – BGH

Auskunftsanspruch des Pflichtteilsberechtigten – BGH
Rechtsanwalt
Julian Tietze
Rechtsanwalt

Auskunftsanspruch des Pflichtteilsberechtigten – BGH

Das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 30. November 2022 (Az. IV ZR 60/22) behandelt einen wichtigen Aspekt des Pflichtteilsrechts und bestätigt die Rechte eines Pflichtteilsberechtigten nach Ausschlagung seines Erbteils. Konkret ging es um die Frage, ob einem Pflichtteilsberechtigten, der seinen Erbteil gemäß § 2306 Abs. 1 BGB ausschlägt, dennoch ein Auskunftsanspruch gemäß § 2314 Abs. 1 BGB zusteht.

Leitsatz des Urteils

Der BGH entschied, dass einem Pflichtteilsberechtigten auch nach der Ausschlagung seines Erbteils ein Auskunftsanspruch nach § 2314 Abs. 1 BGB zusteht. Dies ist deshalb relevant, weil § 2314 Abs. 1 BGB grundsätzlich voraussetzt, dass der Pflichtteilsberechtigte „nicht Erbe ist“. Das Gericht stellte klar, dass dieser Anspruch auch dann besteht, wenn der Pflichtteilsberechtigte zum Zeitpunkt des Erbfalls zunächst als Erbe eingesetzt war, seinen Erbteil jedoch ausschlug.

Begründung der Entscheidung

Der BGH argumentierte, dass der Wortlaut des § 2314 Abs. 1 BGB keine Differenzierung nach dem Grund der fehlenden Erbenstellung vornimmt. Daher gilt der Auskunftsanspruch sowohl für enterbte Pflichtteilsberechtigte als auch für solche, die ihren Erbteil ausgeschlagen haben. Die Vorschrift des § 2314 Abs. 1 Satz 1 BGB fordert lediglich, dass der Pflichtteilsberechtigte nicht Erbe „ist“, nicht aber, dass er zu keinem Zeitpunkt Erbe war.

Das Gericht führte weiter aus, dass gemäß § 1953 Abs. 1 BGB der Ausschlagende materiellrechtlich von Anfang an als Nichterbe gilt, was bedeutet, dass der Ausschlagende nie Erbe im Sinne des § 2314 Abs. 1 BGB war. Dies rechtfertigt, dass auch ihm der Auskunftsanspruch zusteht.

Bedeutung für die Praxis

Dieses Urteil hat erhebliche Bedeutung für die Praxis des Erbrechts. Es stärkt die Rechte von Pflichtteilsberechtigten, indem es sicherstellt, dass ihnen umfassende Auskunftsrechte auch dann zustehen, wenn sie ihren Erbteil ausschlagen. Dies ist besonders wichtig, da die Auskunftsrechte oft eine Grundlage für die Durchsetzung des Pflichtteilsanspruchs sind.

Zusammengefasst stellt der BGH klar, dass Pflichtteilsberechtigte nach Ausschlagung ihres Erbteils in gleicher Weise wie enterbte Pflichtteilsberechtigte Auskunftsansprüche gegen den Erben geltend machen können, um ihren Pflichtteil durchzusetzen.

https://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=en&az=IV%20ZR%2060/22&nr=132111

 

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